„Ich wusste nicht, wie mir geschieht“: Ein etwas überraschter Jannik de Bruyn eröffnete die 41. Austragung der European Open mit einem lauten Knall – einer sensationellen 64er Runde auf dem anspruchsvollen Nord Course der Green Eagle Golf Courses bei Hamburg. Der längste Platz der Tour konnte den 24-jährigen Deutschen an diesem Tag nicht stoppen. Der junge Mann vom GC Hösel hatte zuletzt gar nicht zu seinem Spiel gefunden, eine Trainingssession auf der Range am Abend vor der ersten Runde brachte dann das gute Gefühl – und sechs Birdies auf den ersten sieben Löchern. Mit dem besten Rundenergebnis der Turniergeschichte auf dem Nord Course distanzierte er die Konkurrenz um gleich vier Schläge. Am Abend hatten nach einer dreistündigen Nebel-Verzögerung am Morgen noch nicht alle Gruppen die erste Runde beendet.
„Ich habe wirklich über nichts nachgedacht, weil ich nicht so gut drauf war als ich hierherkam“, sagte de Bruyn nach seiner Runde. „Bis gestern Abend um sieben wusste ich gar nicht, wie ich den Ball geradeaus haue. Dann habe ich was gefunden – und das hat dann heute wirklich perfekt funktioniert.“ De Bruyn startete furios und beendete die Runde nach zwei Bogeys an den Löchern 12 und 13 mit unglaublichen vier Birdies ab Loch 15. „Im Endeffekt ist es ja so, dass wenn man den Ball da platziert, wo er hinmuss, dann ist auch dieser Platz zu schlagen“, bilanzierte de Bruyn nüchtern seine Runde, die viele gar nicht so kalt ließ. Immer mehr Fans verfolgten den Überraschungsspitzenreiter über den Tag, was auch den Profi freute. „Das war mega. Ich genieße es immer, hier zu spielen. Mir gefällt der Platz echt mega gut und deswegen hatte ich so oder so einfach sehr viel Spaß draußen.“
„Was am Ende rauskommt, steht in den Sternen”
De Bruyn hatte sich vor der Saison über die Q-School auf die Tour spielen können, war bislang jedoch erst bei drei Turnieren am Start gewesen. Zweimal war er am Cut gescheitert, einmal sorgte er bereits mit einem 13. Platz in Indien für Aufsehen. Nun könnte ein weiteres Top-Ergebnis folgen. Zu weit will er aber nicht denken, auch wenn er zugibt, dass ein Heimsieg auf der Tour zu seinen Karrierezielen gehört – es wäre der erste deutsche Sieg in der Heimat auf der DP World Tour seit 16 Jahren, der erste bei den European Open seit Bernhard Langers Sieg 1995.
„Das Einzige, was ich mir vornehme, ist, diese Akzeptanz zu haben, vor und auch während den Runden, wenn Fehler passieren, dann passieren sie“, sagt de Bruyn, der in diesem Jahr zwischen DP World Tour und Challenge Tour pendelt. „Es geht darum, alles zusammenzuhalten und Geduld zu haben. Das ist eigentlich meine einzige Motivation – was da am Ende rauskommt, das steht in den Sternen.“
Danny Willett und Marcel Siem im Mittelfeld
Vier Schläge hinter de Bruyn auf Platz zwei liegen zum Abschluss von Tag eins Laurie Canter (England) und Jack Davidson (Wales) bei fünf unter Par. Major Champion Danny Willett (England) und Lokalmatador Marcel Siem (Deutschland) starteten holprig in die European Open. Beide unterschrieben eine 76 (+3) und liegen im hinteren Mittelfeld. Titelverteidiger Tom McKibbin startete am späten Nachmittag und setzte sich am Abend mit einer starken 69 (-4) noch auf den geteilten vierten Rang.